Kattari möchte Ehrenamtsstelle im Rathaus einrichten

10. November 2019

Designierter SPD-Bürgermeisterhandidat stellte sein Wahlprogramm in Grassau vor

Stefan Kattari, designierter Bürgermeisterkandidat der Grassauer SPD, stellte am vergangenen Mittwoch im kleinen Heftersaal in Grassau sein Wahlprogramm vor. Für Wohnraum zu sorgen, die Umwelt und das Klima zu schützen und die ehrenamtlich Tätigen zu unterstützen, bezeichnete Kattari als die großen Aufgaben der Zeit. Für den Fall seiner Wahl stellte er konkret kommunale Mietwohnungen, eigene Wärmeversorgungen in den Ortsteilen Rottau und Mietenkam, ein Verkehrskonzept, eine Gemeinderatsklausur zu Fragen der Ortsentwicklung und eine Ehrenamtsstelle im Rathaus in Aussicht. Die Anwesenden nutzten den Abend für ausführliche Fragen und Diskussionen.

Grassau - Der kleine Heftersaal im Gasthof zur Post konnte den Besucheransturm kaum fassen, als gut 110 Gäste die Informationsveranstaltung über das Wahlprogramm der Grassauer SPD besuchten. Offensichtlich war das Interesse daran, was der designierte Bürgermeisterkandidat Stefan Kattari zur Zukunft des Marktes Grassau zu sagen habe, sehr groß.

Nach der Begrüßung durch den Vorsitzenden des SPD-Ortsvereins, Tobias Gasteiger, der auch die Moderation des Abends übernahm, riss Kattari zunächst die großen Aufgaben der Zeit an: Wohnraummangel, Umwelt- und Klimaschutz sowie die Unterstützung der Ehrenamtlichen.

Zum Thema „bezahlbarer Wohnraum“ führte Kattari aus, dass er sich trotz aller bekannter Schwächen für die Weiterführung des „Einheimischenmodells“ einsetzen werde, wobei er beabsichtige, auch Eigentumswohnungen in das Modell mit einzubeziehen. Es gelte jedoch, beim Flächenverbrauch Maß zu halten. Kattari möchte deshalb verstärkt auch andere Herangehensweisen versuchen. Dazu gehört die Errichtung von Mietwohnungen durch die Gemeinde. Die Wohnungen sollten dauerhaft im Eigentum der Gemeinde bleiben, da diese moderate Mieten und die Belegung mit einheimischen Mietern sicherstellen könne. Es sei darüber hinaus gut 50 Jahre nach der Erstellung der großen Bebauungspläne in Grassau, Rottau und Mietenkam an der Zeit, sich grundlegende Gedanken über die weitere Entwicklung des Ortes zu machen. Dazu möchte Kattari eine Gemeinderatsklausur initiieren, die mit einer entsprechenden Bürgerbeteiligung begleitet werden soll.

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Vortrag von Stefan Kattari im Kleinen Heftersaal (Foto: Marina Gasteiger)

Das derzeit größte ortsplanerische Problem stellt für Kattari der Stillstand im Gewerbeparks (ehemaliges Körtinggelände) dar. Der Marktgemeinderat konnte sich bislang mit den Eigentümern nicht auf ein Nutzungskonzept einigen. Kattari sagt zu, in dieser Frage alles zu versuchen, um Bewegung in die festgefahrene Situation zu bringen.

Weitere Anstrengungen zum Schutz der Umwelt sind nach Kattaris Worten dringend nötig. Hierzu gehört für ihn ganz konkret, für die Ortsteile Rottau und Mietenkam, die von der Nahwärmeversorgung Grassau nicht erreicht werden können, eigene Wärme-Lösungen zu finden. Kattari will das Projekt mit hoher Priorität behandeln. Ebenso müssen Lösungen für die hohe Verkehrsbelastung gefunden werden. Hierzu zählen neue Geh- und Radwege genauso wie verbesserte Busverbindung und Carsharing, Rufbus oder andere andernorts bereits erprobte Verkehrsträger. Kattari will deshalb im ersten Schritt ein Verkehrskonzept erstellen lassen, um dann die Probleme gezielt anzugehen.

Als zentrales Anliegen bezeichnete Kattari, das Ehrenamt in Grassau verstärkt zu unterstützen. Hierzu möchte er bei der Gemeinde eine Ehrenamtsstelle einrichten. Diese solle sowohl die Vereine als auch die Vielzahl ehrenamtlich tätiger Einzelpersonen, etwa bei der Bewältigung der steigenden bürokratischen Aufgaben, unterstützen.

Kattari lobte die breiten Aktivitäten auf sozialem Gebiet der Gemeinde, die er künftig wie bisher unterstützen und – wenn erforderlich – verstärken will. Als konkretes Projekt kann sich Kattari die Gründung eines Waldkindergartens, vielleicht in Mietenkam, vorstellen. Ebenso möchte er sich für die Wünsche der Jugendlichen einsetzen. Beispielsweise könne er sich sehr gut vorstellen, auf dem Areal des Gewerbeparks eine Disco zu ermöglichen, wie in der nachfolgenden Diskussion von Andreas Hafner vorgeschlagen wurde.

Zum Thema Tourismus stellte Kattari klar, dass dieser ein wichtiger Wirtschaftszweig für Grassau sei, dabei aber stets natur- und ortsverträglich bleiben müsse.
Im Anschluss an den Vortrag ergab sich eine sehr rege und engagierte Diskussion über die angesprochenen Themen.

Diskutiert wurde zunächt über die weitere Ortsentwicklung, insbesondere über die Frage der baulichen Verdichtung im Innenbereich. In einem Statement führte die Architektin Katharina Schmuck aus, dass es bei höheren Baukörpern sehr auf die Umgebungsbebauung ankomme, nicht überall fügten sich hohe oder auch sehr voluminöse Bauten ein. Das Zentrum Grassaus mit den zwar ländlich gestalteten aber zum Teil auch sehr großen Häusern – wie z. B. das Gasthaus zur Post – beweise jedoch, dass jeder Fall einzeln beurteilt werden müsse.

Ein Zuhörer mahnte die Erstellung eines Ortsentwicklungsplans an. Kattari erinnerte daran, dass er bereits dargelegt habe, dass er neben einer intensiven Beschäftigung des Marktgemeinderats auch das Instrument der Bürgerbeteiligung einsetzen wolle, um tragfähige Lösungen zu finden.

Ausführlich diskutiert wurde die Zweitwohnungsproblematik. Kattari erläuterte, dass sich der Markt Grassau seit Jahrzehnten gegen Zweitwohnungen einsetzt und keine neuen entstehen lässt. Eine Überarbeitung der Zweitwohnungssteuer stehe darüber hinaus in den kommenden Monaten an. Im Vergleich zu Nachbargemeinden weise Grassau deshalb auch eine geringe Zahl an Zweitwohnungen auf.

Sehr positiv wurde die Idee, einen Ehrenamtskoordinator einzustellen, aufgenommen, ebenso das Projekt eines Waldkindergartens. Die Forderung, zur Förderung der E-Mobilität in der Gemeinde Ladesäulen aufzustellen, stieß dagegen sowohl beim Bürgermeisterkandidaten als auch bei einem Teil des Publikums auf Widerspruch. Dies sei keine Aufgabe der Gemeinde sondern die privater Investoren.

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