Wohnen, Arbeitsplätze, Umwelt und Ehrenamt

10. Februar 2020

SPD-Bürgermeisterkandidat Stefan Kattari stellt sein Wahlprogramm in Grassau vor

Grassau – Was kann man tun, um eine Kommune auch für die Zukunft lebens- und liebenswert zu erhalten? Dieser Frage ging Stefan Kattari, Bürgermeisterkandidat der Grassauer SPD, am Freitag im prall gefüllten Saal des Gasthauses Sperrer in Grassau nach. Über hundert Besucher waren der Einladung des SPD-Ortsvereins zur Vorstellung seines Wahlprogramms und seiner Listenkandidatinnen und -kandidaten für den Marktgemeinderat gefolgt.

An erster Stelle sah Kattari die Verbesserung der Wohnungssituation in Grassau. Er benannte mehrere Instrumente gegen die Knappheit des Wohnraums und gegen unkontrollierte Mietpreissteigerungen. Erstens sei die Weiterführung des Einheimischenmodells für junge Familien erforderlich. Bei Bedarf könne dieses auch auf Eigentumswohnungen erweitert werden. Zweitens wolle er dafür sorgen, dass Grassau selbst Mietwohnungen baut und im Eigentum behält, um Einfluss auf die Miethöhen und die Vergabe nehmen zu können. Drittens sollte versucht werden, die seit 30 Jahren andauernde erfolgreiche Begrenzung von Zweitwohnungen fortzusetzen und deren Bestand sogar weiter zu reduzieren. Nicht zuletzt müssten bisher ungenutzte Potenziale wie Mehrgenerationenwohnen und andere Modelle hinsichtlich ihrer Realisierungschancen in Grassau untersucht werden.

Bei der Schaffung neuen Wohnraums sei der sparsame Umgang mit den vorhandenen Flächen ein sehr wichtiges Kriterium. Ebenso wichtig sei aber der Erhalt des Ortsbildes und -charakters bei evtl. Verdichtung im Innenraum und höheren Bauten.

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SPD-Bürgermeisterkandidat Stefan Kattari im vollbesetzen Saal des Gasthauses Sperrer in Grassau (Foto Hahn)

Zu einer lebenswerten Kommune gehören aber auch ausreichende Arbeitsplätze vor Ort und die vielfältigen Einkaufsmöglichkeiten, die mit kurzen Wegen erreichbar sein müssten. Der Markt Grassau habe in der Vergangenheit vieles richtig gemacht, das zeigten die vielen Einzelhandelsgeschäfte im Ortszentrum. „Ich werde mich dafür einsetzen, dass das so bleibt!“, so Kattari. Vor allem der Gewerbepark werde und müsse den nächsten Marktgemeinderat beschäftigen, denn trotz jahrelanger intensiver Bemühungen ist es noch nicht gelungen, die festgefahrene Situation in den Verhandlungen mit den Investoren aufzulösen. Im Gewerbepark wieder für möglichst viele Arbeitsplätze zu sorgen, bezeichnete Kattari als wichtiges Ziel. Es werde aber wohl nicht gelingen, die gesamte Fläche des Gewerbeparks wieder als Gewerbeflächen auszuweisen, weil die an drei Seiten angrenzende Wohnbebauung zumindest Mischgebietsflächen als Puffer notwendig mache. Selbst wenn dort einige Wohnungen entstünden, sei das auch kein Nachteil für Grassau, so Kattari weiter. Der Gemeinderat und die Verwaltung bemühten sich jedenfalls intensiv um eine Lösung, was auch Bürgermeister Rudi Jantke in der anschließenden Diskussion unterstrich.

Auf sozialem und kulturellem Gebiet habe Grassau schon in der Vergangenheit viel geleistet. Mehrere Kindergärten, eine Familienstelle, eine Musikschule für das gesamte Achental, eine Gemeindebücherei, ein Senioren- und Behindertenbeauftragter sowie ein Kulturbeauftragter sind geschaffen bzw. eingesetzt worden. Für die nahe Zukunft ist ein weiterer Kindergarten im Grassauer Südosten geplant. Die Grassauer Schule wird zurzeit mit Millionenaufwand saniert, umgebaut und bereits um eine moderne Turnhalle erweitert. Auch in Zukunft – so Kattari – wird das Engagement der Marktgemeinde auf diesen Feldern unverändert stark bleiben.

le sei hier die Errichtung einer Fernwärmeversorgung zu nennen, die auf erneuerbare Energieträger setzt, das Klima effektiv schützt und den Schadstoffausstoß erheblich reduziert. Als nächsten, möglichst schnell zu realisierenden Schritt möchte Kattari auch für Rottau und Mietenkam, die an das vorhandene Leitungsnetz nicht angeschlossen werden können, eigene Wärmelösungen möglich machen.

Ebenfalls zur Entlastung der Umwelt soll mit Unterstützung von Fachleuten für den Markt Grassau ein Verkehrskonzept entwickelt werden, das in einem ersten Schritt eine Analyse der bestehenden Verkehrsströme beinhalten wird. Es müssen Lösungen für die hohe Verkehrsbelastung gefunden werden. Hierzu zählen für Kattari neue Geh- und Radwege genauso wie verbesserte Busverbindungen und Carsharing, Rufbus oder andere andernorts bereits erprobte Verkehrsträger. Zum Thema Tourismus stellte Kattari klar, dass dieser ein wichtiger Wirtschaftszweig für Grassau sei, dabei aber stets natur- und ortsverträglich bleiben müsse. Es sei auch immer darauf zu achten, dass touristische Angebote Einheimischen und Gästen gleichermaßen zugutekommen sollten.

Grassau hat zwar mit mehr als 60 Vereinen ein überaus reiches Vereinswesen, das das Gemeindeleben ganz wesentlich stützt. Es werde aufgrund der rechtlichen und bürokratischen Hürden (Stichwort: Datenschutzgrundverordnung) jedoch immer schwieriger, neue Vereinsvorstände zu finden. An dieser Stelle möchte Kattari durch die Einrichtung einer Ehrenamtsstelle in der Gemeindeverwaltung helfen.

Der SPD-Bürgermeisterkandidat forderte die Anwesenden auf, sich auch die anderen Gruppierungen anzuhören. Er selbst tue das auch. Für die Podiumsdiskussion aller Bürgermeisterkandidaten, zu der das Aktive Grassau am 19. Februar einlädt, schlug Kattari erneut den 3. Bürgermeister Manfred Huber als Moderator vor, weil mit ihm die sechste Gemeinderatsliste, die keinen eigenen Bürgermeisterkandidaten stellt, dadurch auch auf der Bühne vertreten wäre.

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